Gottesdienst 18.04.2021

Herzlich willkommen zum heutigen Video-Gottesdienst. Vom guten Hirten haben wir oft gelesen, doch heute die Bibel spricht auch über die schlechten…

Video mit Predigt und Lobpreis

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Zum Nachlesen

Von Hirten und Schafen – Hesekiel 34

Der Herr ist mein Hirte, mir nichts mangeln…. Diese Worte von Psalm 23 begleiten mich schon sehr lange. Dieser Psalm ist wohl der bekannteste und beliebteste überhaupt. Warum wohl? Er malt ein friedliches Bild vor unser inneres Auge: Der gute Hirte, der sich kümmert in allen Lebenslagen und seine Herde bestmöglich versorgt. Ach, wie schön ist das. Wie schön WÄRE das.

In einem anderen Bibeltext um den es heute geht werden aber auch jene Hirten erwähnt, die es nicht gut meinen, nicht gut machen. In Hesekiel 34 werden die Hirten beschrieben, die nicht ihre anvertraute Herde sondern sich selber weiden. Jene, die nur ihr eigenes Wohlergehen auf dem Schirm haben und ihre herausragende Rolle missbrauchen. Hirten, die sich selbst nur Gutes tun? Kennen wir die nicht allzu gut?
Oh ja, die kennen wir. Gemeint sind all diese Menschen, die Verantwortung für andere haben und mit dieser Verantwortung schlecht, ja egoistisch umgehen. Sie bereichern sich selbst und schaden gleichzeitig den Schutzbefohlenen. Sie nutzen ihre Stellung erbarmungslos aus und schrecken vor Gewalt nicht zurück. Die Geschichte der Menschheit ist voll von jenen schlechten Hirten. Hesekiel hatte das Volk Israel im Exil in Babylon vor Augen. Dort geschah Schlimmes, ja bewusst Böses an den armen Menschen. Aber auch alle darauf folgenden Zeiten kannten und kennen diese schlechten Hirten. Wir können ein Lied davon singen. Und vielleicht rührt gerade von dieser Erfahrung die große Sehnsucht her, den guten Hirten zu haben. Den besten Hirten, der seine Stellung und Macht nicht ausnützt.

Ich könnte nun eine endlose Liste der bösen Hirten in unserer Geschichte aufzählen, aber ich glaube das ist nicht nötig. Jeder von uns kennt sie! Und es ist uns ein leichtes sie anzuklagen, über sie zu schimpfen, sie anzuprangern. Aber ich frage mich: Wie ist es überhaupt möglich, dass es diese schlechten Ego-Hirten überhaupt gibt?

Ich vermute, es kommen immer zwei Dinge zusammen, wenn Macht missbraucht wird: einerseits die Machtposition und damit die Möglichkeit diese Macht zu missbrauchen. Und außerdem die Person selbst, die Verantwortung ausnutzt zu eigenen Zwecken – oder eben gerade das nicht tut. Ein böser Mensch ohne Macht bleibt recht unauffällig. Und ein mächtiger Mensch ohne Bösartigkeit ist nicht gefährlich. Erst beides zusammen: Macht und Bösartigkeit sind ein echtes Problem.

Michael Herbst, ein Theologe unserer Tage, beschriebt es so: „Macht ist ein gefährlicher Rohstoff: wie Braunkohle – sie wärmt, ist aber dreckig. Darum brauchen Macht-Menschen Begrenzung und Kontrolle. Machtmenschen, die Übles vorhaben, meiden Kontrolle von außen wie der Teufel das Weihwasser. Immer wieder erleben wir Machthaber, die bestehende Gesetzte kippen, die ihre eigene Macht begrenzen würden. So wird am Ende das Unrecht salonfähig, man kann es nicht mehr ahnden. Wer aufbegehrt wird ins Gefängnis geworfen, so wie in der Türkei, in China, den USA, in Russland und in vielen anderen Orten dieser Welt. Und wo das passiert sehnen sich die Menschen nach Gerechtigkeit, ja nach diesem einen guten Hirten, der seine Herde wie einen Augapfel hütet.

Und was tut Gott? Oft haben wir doch den Eindruck, dass er nichts tut und einfach dem bösen Treiben zuschaut.

Aber bei Hesekiel finden wir diese Worte:

10 So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen. 11 Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. 12 Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.

Hesekiel 34,10-12

Gott verspricht der geschundenen Menschheit, dass Er sich einmischen wird. Dass Er die Machtverhältnisse umdrehen wird und sich kümmern will. Das Volk Israel hat das damals erlebt: Das Exil hatte sein Ende, das Volk kam zurück in sein zerstörtes Land und baute es wieder auf. Die bösen Machthaber verloren ihre Möglichkeiten, die Gerechtigkeit kam zurück.

Das haben wir auch in unserer jüngsten Geschichte erlebt: Mit dem Kriegsende war endlich Schluss mit den Gräueltaten der Nazis, mit dem Mauerfall war Ende mit dem unmenschlichen Regime der DDR. Ja, auch wir haben Befreiungs-Geschichten erlebt! Immer dann, wenn sich der große GUTE Hirte einmischt und die schlechten Hirten aussortiert, dann atmet die Menschheit auf. Endlich! Endlich Frieden. Endlich Ruhe. Endlich können wir wieder in Freiheit leben.

So schön solche Tage auch sind, VOR ihnen liegen die vielen Tage der Unterdrückung, der Machtlosigkeit der Schwachen. An denen man sich fragt: WO ist Gott? Warum tut ER denn nichts? Und wenn es vorbei ist möchte man alles daran setzen, dass solches nie wieder passiert. Und? Es wird wieder passieren. Es wird wieder irgendwo diese schlechten Hirten geben. Vermutlich solange diese Erde sich dreht. Warum? Weil Menschen einfach gerne ihre Macht missbrauchen. Sie mit der Verantwortung, die sie für andere haben, nicht achtsam sondern egoistisch und bösartig umsetzen. Was könnte diesen Mechanismus stoppen? Da habe ich eine Idee!

Ich stelle mir so eine Schafherde vor – wie ich sie immer mal wieder beobachten kann rund um Rastatt. Da weidet die Herde der Schafe, kleine, große Schafe, da ist ein Hirte und…. Zwei Hütehunde. Diese Hunde haben eine teure, eine besondere Ausbildung. Nicht jeder Hund ist geeignet. Der Hund hört auf den Hirten, er bekommt Anteile der Macht vom Hirten übertragen. Und die Hunde schauen, dass der Herde nichts passiert, sie schön beieinander bleibt. Wenn der Hund es nicht gut macht wird der Hirte einschreiten. Und der Hund ist nie allein. Die Macht des Hundes ist auf mindestens zwei Hütehunde verteilt.

Vielleicht sollten sich alle, die Verantwortung übernehmen eher wie solche Hütehunde verstehen, nicht wie Ersatz-Hirten. Wenn ich für andere Menschen eine Hütehund- Funktion übernehme, habe ich Vorteile: Ich darf Macht ausüben, aber es ist ein Korrektiv da, einer, der drüber schaut, mich beobachtet. Macht braucht Kontrolle. Kontrolle von außen. So kann ich nur begrenzt Unheil anrichten.

Da, wo Menschen in Verantwortungspositionen den guten Hirten über sich wissen, da wird weniger Elend geschehen. Da wird die eigene Ohnmacht und Begrenztheit akzeptiert. Und wie befreit kann ich an meine Arbeit gehen, wenn ich weiß: Ich muss nicht alles können, nicht alles im Blick haben, das tut mein Herr schon für mich. Diese Demut eine Hütehundes stände vielen gut: den Menschen in Politik und Wirtschaft, den Erziehern und Lehrern, den Medizinern und den Juristen, allen Eltern. Ja, allen, die irgendeine Verantwortung innehaben.

Und was ist mit all denen, die verletzt, geschunden sind von unverantwortlichen Mächtigen? Denen ruft Gott in den Worten des Hesekiel zu: 16 Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist. In diesen Worten liegt so viel Zuversicht. So viel Hoffnung. Gott WILL. Gott ist es überhaupt nicht egal. Deswegen hat ER uns Jesus geschickt. Voller Einsatz für uns!

Aber wenn du dich dennoch gerade heute elend fühlst, du von anderen Menschen enttäuscht bist, vielleicht aus deinem engsten Kreis, dann gilt das auch heute für dich.

Gott will

  • Das verlorene suchen
  • Das Verirre zurückholen
  • Die Verwundeten verbinden
  • Die Schwachen unter uns stärken

Er ist auch für die da, die stark sind, denen es gerade gut geht, die will er weiterhin beschützen.

ER unser echter guter Hirte will uns weiden wie es recht ist. Recht, also richtig, ohne Ausreden, ohne Irrwege, ohne Abwege ins Dunkle. Er wird auch dir das Recht zurückgeben. Zu seiner Zeit.
Es ist gut zu wissen, dass die Verantwortungslosen nicht unendliche Macht haben, dass unser Gott aufräumen will und wird. Immer wieder neu.

Wer seine Macht missbraucht kann sich warm, anziehen, denn seine Tage sind gezählt. In Psalm 23 steht: Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Psalm 23, 5

Das bedeutet: Der Tag wird kommen wo die Machtverhältnisse sich drehen werden. Die Feinde müssen mir zusehen beim Festessen, beim Siegesmahl. Und ich werde gesegnet, mir wird der Becher übervoll eingeschenkt.

Das habe ich schon erlebt. Nach langer Durststrecke habe ich auf einmal den Becher in der Hand, und Er füllt ihn mir bis es überläuft. Ja so ist unser guter Hirte. Kein netter, alter Mann am Wegesrand, der für romantische Fotos herhalten muss. Nein, unser Hirte hat alle Macht, alle Güte, alle Möglichkeiten und wird auch dich und mich nachhause bringen.

Gebet

Herr, ich weiß, ohne Macht geht es nicht in unserer Welt.
Aber wir leiden darunter, dass andere ihre Macht missbrauchen
Bitte hilf, wo Menschen unterdrückt werden
Zuhause, auf der Arbeit in ihren Ländern oder auch als Christen.
Und bitte schreite du ein wo ich selbst anderen zur Last werde und meine Verantwortung nicht gerecht werde
Lass mich vielmehr meine Aufgabe so verstehen wie ein Hütehund in deiner Herde:
Du bist der Hirte, ich kümmere mich um deine Schafe, die du mir anvertrauen willst. Lass mich so demütig sein, dass es dir gefällt und ich mein Ziel nicht verfehle.
Heute werden die Glocken läuten zum Gedenken an all die Menschen, die durch Corona gestorben sind. Sei du bei den Hinterbliebenen und führe uns in und durch diese große Krise. So wie der gute Hirte sich um seine Herde kümmert. Herr, erbarme dich unser.
Amen